Tipps für die Auswahl der Lieder zur Trauung:
Die Auswahl der richtigen Lieder für die Trauung ist immer wieder ein schwieriger Prozess im Rahmen der Planung des “Großen Tages”. Welcher Text drückt am besten aus, was wir uns sagen möchten? Welche Melodie ist schön genug, aber bitte nicht zu kitschig, welches Arrangement passt am besten in die Kirche? Wie abgefahren darf ein Lied in einer Trauzeremonie sein? Youtube liefert unzählige Beispiele unterschiedlichster Qualität und trägt oft auch zur Verwirrung bei. Hier ein paar Tipps, die sich im Laufe meiner zahlreichen Auftritte als Hochzeitssängerin als sinnvoll herauskristallisiert haben:
1. Warum nicht mal instrumentale Stücke zum Einzug wählen!
Der Einzug ist der Moment, wo alle Aufmerksamkeit optisch auf dem Brautpaar respektive der Braut liegen soll. Das ist IHR Moment und keine Gesangsstimme muss davon ablenken. Auch, damit sich später noch musikalisch ein “Spannungsbogen” ergibt, sollte instrumental angefangen werden. Falls ein Organist vor Ort ist, sollte dieser den Einzug spielen. Der imposante Klang der Orgel gehört für viele Menschen in der Kirche einfach dazu und hebt die Feierlichkeit des Momentes hervor.
2. Bei englisch-sprachigen Liedern auf den Text achten! oder “Gegenanzeigen zu Halleluja”
Ja, ich kann es singen…und ich bin Dienstleister und singe grundsätzlich das, was die Leute sich von mir wünschen, ABER bei manchen Songs fällts mir echt schwer! Ich weiß, ihr lasst Euch eh nicht davon abbringen denn offensichtlich ist Halleluja einer der beliebtesten Songs überhaupt, jedenfalls wurde er im letzten Jahr bei nahezu jeder meiner ca. 30 Trauungen gewünscht. Dennoch gibt es immer wieder Stress wegen dem Song, da der Text nicht wirklich passend ist. Einige Pfarrer haben das ja auch schon abgelehnt, beziehungsweise mich nach der Trauung angesprochen, warum ich “so etwas” singe an einer Hochzeit…
Hier nur einige Highlights aus dem Text dieses Songs:
“Sie band ihn an den Küchenstuhl, brach seinen Thron und schnitt die Haare ab…”
“Liebe ist kein Siegeszug”….
“Vielleicht gibt es einen Gott da oben aber alles was ich von der Liebe gelernt habe, war, jemanden zu erschießen, der dich bedrohte….”
Von der “Sex-Strophe” ganz zu schweigen aber die lassen wir dann eh weg..
und so weiter.
Weitere Songs die nicht wirklich passen: I will always Love you (Trennungslied), My Heart will go on … u.s.w.
Wenn Euch der Text egal ist und der Pfarrer auch nichts dagegen hat, singe ich den Song, aber sagt hinterher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt und hey: ich hab so schöne Alternativen zu dem Song im Repertoire – durchhören lohnt sich! Wirklich! Bitte! Alternativen zu Halleluja
3. Deutschspachige Lieder integrieren!
In den letzten Jahren werden vermehrt deutschsprachige Pop-Songs in die Kirchenlieder-Wunschliste aufgenommen. Dies hat einen guten Grund: Deutsche Texte werden von allen verstanden und wirken zusammen mit der Melodie dann sehr direkt – gehen direkt “ins Herz” :-). Wir stellen immer wieder fest, dass die Omas und Tanten bei Silbermond-Liedern die Taschentücher zücken, auch wenn sie das Original gar nicht kennen.
Hier ein paar wunderschöne deutschsprachige Lieder, die zu Trauungen passen, aus meinem Repertoire:
- Ich fühl wie Du (aus Tabaluga)- Peter Maffay
- Von jetzt an – Luxuslärm
- Mein Ziel – Florence Joy
- Ich kenne nichts – Xavier Naidoo
- Ja – Silbermond
- Alles an Dir – Laith Al Deen
- Liebe meines Lebens – Philip Poisel
- Ein Teil von meinem Herzen – Jonathan Zelter
- Seite an Seite – Christina Stürmer
- Sag es laut – Xavier Naidoo
- Unser Tag – Helene Fischer (aber bitte eine Piano-Version, nicht die Discofox-Variante)
- Wenn du lachst – Helene Fischer
- Ich sage ja zu dir – Sara Lorenz
- Bis meine Welt die Augen schließt – Joel Brandenstein
4. Nicht mehr als 3!
Warum? Weil es kein Solo-Konzert der Sängerin ist, sondern EURE Trau-Zeremonie. Der Effekt wird nicht größer durch noch mehr Lieder… Auch ist es so, dass bei einer kirchlichen Trauung ja auch Gemeindelieder eingeplant werden und viele Pfarrer verständlicherweise auch auf kirchlichen Liedern bestehen. Diese sollen auch ihren Raum haben und die Zeremonie sollte ja auch insgesamt nicht zu lang werden.
Das wichtigste Stück setzt man am besten nach dem Ja-Wort/Kuss/Trausegen.
5. Der Auszug – flockig oder andächtig?
Der Auszug wird oft überschätzt. Erstens dauert er nur ein paar Sekunden (meiner Erfahrung nach maximal 60). Zweitens ist es in der realen Situation oft so, dass beim Auszug Brautpaar und Gäste schon “abgeschaltet” haben und sich innerlich auf die Gratulationen und den Empfang vor der Kirche vorbereiten. Entweder der Organist spielt ihn oder wenn kein Organist da ist, ist es schön, einen der Songs aus dem zuvor präsentierten Repertoire noch einmal instrumental aufzugreifen und etwas flockiger interpretiert zur Untermalung des Auszugs zu präsentieren. Dies schließt perfekt den “Spannungsbogen” und entlässt die Gäste in den lockeren Teil des Tages.
Möchten Sie den Auszug etwas mehr “inszenieren” und soll dieser auch gesungen werden, bieten sich lockerer gesungene Songs an:
Say a little Prayer
Tage wie diese
Happy
Auf uns
Oh happy day (nur mehrstimmig sinnvoll)
Perfect (Fairground Attraction)
Halleluja (Cäthe, NICHT Cohen)
Es hat sich auch gezeigt, dass es in der Kirche oft irritierend ist, wenn der Auszug besungen wird, da die Gäste dann nicht wissen, ob sie die Kirche verlassen dürfen oder noch bis zum Ende zuhören sollen bzw. das gerne möchten. Falls zu einem gesungenen Stück ausgezogen werden soll, wäre es sinnvoll, dies vorher durch den Trauredner/Pfarrer ankündigen zu lassen. Auch solltet ihr Euch überlegen, ob die Gäste eventuell zuerst rausgehen sollen um Euch vor der Kirche zu empfangen…
Bloß nicht!
Karaoke in der Kirche:
Nein! Karaoke-Playbacks gehören nicht in die Kirche. Sie sollten wenn finanziell machbar, eine Live-Begleitung wählen, um den festlichen und intimen und auch hochwertigen Charakter einer solchen Zeremonie zu betonen. Wenn mit Halbplaybacks gearbeitet wird, sollten dies hochwertig eingespielte, am besten akustische Instrumental-Versionen sein, z.B. nur eine Piano- oder Gitarren-Begleitung. Nichts klingt unpassender als Karaoke-Halbplaybacks, die Background-Chöre aus der “Dose” oder Disco-Beats und zu überladene Arrangements enthalten. Der schönste Gesang wirkt nicht, wenn das Instrumental im Hintergrund zu überladen, laut oder unpassend ist.
CD-Player in der Kirche:
Auch das haben wir erlebt und gespürt, dass dies als unpassend empfunden wird. Wenn Musik vom Band/CD-Player eingesetzt wird, sollte dies nur untermalend – z.B. zu einem Ritual, z.B. der Gabenbereitung – stattfinden. Dies gilt übrigens auch für freie Trauungen. Wenn ein Organist vor Ort ist, immer diesen vorziehen. Es gibt sehr gute Organisten, hier lohnt es sich, ein bisschen zu recherchieren.